Wellnesshotels

Interview: Elisabeth Gürtler vom Alpin Resort Sacher

Andrea Labonte Hoteltesterin Autor: Andrea Labonte | 15.03.25

Das Alpin Resort Sacher in Seefeld ist ein Hotel mit langer Tradition. Elisabeth Gürtler, die Grande Dame der Hotellerie, eng verwoben mit dem Hause Sacher, übernahm es von ihren Eltern. Dabei reicht die Geschichte des Hotels bis ins Jahr 1950. Schon damals zählte das ehemalige Hotel Astoria mit einem der ersten Hallenbäder Tirols zur Wellness-Elite. Und es scheint, dass Elisabeth Gürtler sich bis heute diesem Geist verpflichtet fühlt. Seit 2015 ist es ihr gelungen, das Hotel mit Ihrem Sinn für Ästhetik und ihrem feinen Gespür für Innovation erfolgreich in die Zukunft zu führen. Wie denkt und fühlt eine Frau, die mit 65 noch einmal voll durchgestartet ist? Eine Frau, die mit ihrer Lebendigkeit und ihrem wachen Geist überzeugt und den Begriff „Longevity“ wie kaum eine andere Hotelière lebt. Wir haben sie zu einem sehr persönlichen Gespräch getroffen, in dem sie uns Einblicke in ihr bewegtes Leben gab.

Frau Gürtler, wie haben Sie das Alpin Resort Sacher konkret weiterentwickelt?

Interview: Elisabeth Gürtler vom Alpin Resort Sacher
Interview: Elisabeth Gürtler vom Alpin Resort Sacher

Mein Vater war ein vielseitiger Unternehmer. Er war im Getreidehandel tätig, hat die erste Selbstbedienungskette in Österreich gegründet und schon damals erkannt, dass ein Hotel nur dann erfolgreich sein kann, wenn es etwas Besonderes bietet. Und so baute er bereits in den 1950er-Jahren das Hotel, damals noch Astoria, mit Hallenbad, Sauna und Massage-Bereichen. Es gehörte damals schon zur Spa-Avantgarde.

Das Alpin Resort Sacher verbindet auch heute noch eine erstklassige Wellnesslandschaft mit den Annehmlichkeiten eines Grand Hotels. Besonders wichtig war mir im Wellnessbereich viel Raum und Weitläufigkeit. Niemand möchte beim Entspannen im Spa dicht an anderen Gästen liegen – wahre Erholung lebt von Platz, Luftigkeit und Privatsphäre. Zudem sind hochqualifizierte Therapeuten essenziell. Diese Elemente haben wir mit Tiroler Charme, Naturverbundenheit und alpiner Ästhetik kombiniert, um eine Atmosphäre zu schaffen, die gehoben, authentisch und gleichzeitig entspannend wirkt.

Was inspiriert und beflügelt Sie, um Projekte wie diese erfolgreich zu realisieren?

Mich beflügelt die Möglichkeit, etwas zu gestalten von dem ich glaube, es könnte erfolgreich werden. Dabei ist für mich nicht nur diese kreative Gestaltungsfreiheit, sondern in gewisser Weise auch das Unbekannte aufregend. Dieses nicht wissen, ob ein Projekt zum Erfolg führt, macht Unternehmungen für mich spannend. Es ist ein bisschen wie beim Roulette oder beim Blackjack. Ich spiele gerne Blackjack, wissen Sie? Eine gewisse Risiko-Affinität macht viele meiner Projekte so reizvoll.

Dabei hat das Thema „gesundes Altern“ für mich eine besondere Relevanz. Vielleicht auch, weil ich selbst nicht mehr die Jüngste bin, ist mir daran gelegen, so lange wie möglich gesund, fit und aktiv am Leben teilzunehmen und etwas zu erschaffen. Ich war 65 Jahre alt als ich mich aus dem operativen Geschäft der Sacher Hotels in Wien und Salzburg zurückzog und die Leitung meinen Kindern überließ. 2015, also mit 65, gründete ich meine erste Firma und konzentrierte mich mit aller Kraft auf die Weiterentwicklung und Eingliederung des ehemaligen Astorias in die Sacher Gruppe.

Mit dem Themenfeld „Better Aging“ habe ich mich intensiv beschäftigt, viele Diskussionen mit Experten geführt und mich lange in Fachliteratur eingelesen. Gesundes Altern ist für mich zu einem persönlichen Anliegen geworden. Darüber hinaus hege ich eine enge freundschaftliche Beziehung zu Univ. Prof. DDr. Johannes Huber. Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Gynäkologie, Endokrinologie und Hormonmedizin und hat in diesen Bereichen sehr viel publiziert und sich intensiv mit gesundem Altern befasst. Auf sein Anraten hin, esse ich beispielsweise nach 16 Uhr nichts mehr. Was sich für mich als wahrer Jungbrunnen erwiesen hat. Ich vertraue auf seine Expertise. Genau wie auf das Fachwissen von Prof. Dr. med. Augustinus Bader, der sich in der Stammzellenforschung einen Namen gemacht hat. Er entdeckte einen neuartigen Ansatz im Bereich des “Better Agings”, der auf der Aktivierung körpereigener Stammzellen basiert. Und aus gemeinsamen Diskussionen mit den verschiedensten Experten entstand dann auch die Idee der Sacher Academy for Better Aging. Dabei war mir der wissenschaftliche Hintergrund der Akademie immer sehr wichtig.

2022 wurde das Astoria Resort Seefeld zum Alpin Resort Sacher Seefeld. Was bedeutet „wahre Sacher-Tradition“ für Sie – und wie verbindet sie sich mit dem modernen Alpen-Resort-Konzept?

Elisabeth Gürtler & Andrea Labonte
Elisabeth Gürtler & Andrea Labonte

Wissen Sie, Tradition ist etwas, das einen mit Stolz erfüllen kann und enormes Differenzierungspotenzial besitzt. Andererseits birgt Tradition auch etwas Gefährliches. Denn man wähnt sich nur allzu leicht in Sicherheit und verlässt sich auf das traditionsreiche Charisma eines Hotels. Und genau darin liegt die Gefahr. Die Kunst besteht darin, eine Tradition zu schaffen, die mit der Zeit geht, die sich weiterentwickelt. Dabei ist entscheidend zu erkennen, was vorübergehender Zeitgeist, flüchtiger Trend und was bleibender, nachhaltiger Wert ist. Denn nicht jede Veränderung bedeutet Fortschritt, und nicht jede Innovation bringt echten Mehrwert. Es geht darum, das Wesen der Tradition zu bewahren, ohne in Stillstand zu verfallen – eine Balance zwischen Bewahrung und Erneuerung zu finden.

So leben die Sacher Hotels von ihrer Geschichte, ihrem Charakter und den über Jahrzehnte gewachsenen Werten. Doch wahre Exzellenz zeigt sich darin, diese Werte behutsam in die Zukunft zu transferieren, anstatt sich auf vergangenem Ruhm auszuruhen. Die Herausforderung besteht also darin, Authentizität und Moderne miteinander zu vereinen, Bewährtes und Zeitloses mit frischen Impulsen zu beleben und Gästen nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern ein zeitgemäßes, inspirierendes Erlebnis zu bieten. Dabei verbindet das Alpin Resort Sacher Naturerlebnisse mit frischer Tradition und weitreichenden Gesundheitsangeboten.

Den Großteil Ihres Lebens waren Sie erfolgreiche Geschäftsfrau. Wie ist es Ihnen gelungen, den Spagat zwischen Familie mit zwei Kindern und Beruf zu meistern?

Man weiß nie, ob man diesen Spagat wirklich gemeistert hat. Wenn eines meiner Kinder damals mit einer schlechten Note nach Hause kam, habe ich mir natürlich Vorwürfe gemacht und die Schuld bei mir gesucht. Ich wünschte mir dann manches Mal, mehr Zeit für die Familie zu haben. So habe ich jahrelang mit schlechtem Gewissen gelebt. Aber ich hatte damals keine andere Wahl. Der Vater der Kinder war gestorben und die Sacher Hotels mussten weitergeführt werden. Dabei habe ich immer versucht, mein Bestes zu geben und die Zeit, die ich mit meinen Kindern verbracht habe, so intensiv wie möglich zu gestalten. Aber natürlich musste ich mich oft behelfsmäßig arrangieren und meinen Nachwuchs hin und wieder auch mit zu wichtigen Terminen nehmen. Manchmal gab es keine andere Möglichkeit. Und so habe ich, wie viele andere Mütter heute auch, improvisiert und mich irgendwie „durchgewurstelt“.

Was sind Ihrer Meinung nach die USPs des Alpin Resorts Sacher? Worin unterscheidet sich Ihr Hotel im Vergleich zu anderen hervorragenden Wellnesshotels in den Alpen?

Alpin Resort Sacher im Winter
Alpin Resort Sacher im Winter

Wissen Sie, ich komme von den Sacher Hotels in Wien und Salzburg, ich lebe die Sacher-Philosophie, und kann mich von meiner Vergangenheit nicht lösen. Und das will ich auch nicht. Denn ich möchte die Werte und den Luxus, den der Name Sacher seit jeher verkörpert, gerne auch unseren Gästen im Alpin Resort Sacher vermitteln. Dabei ist Luxus das falsche Wort. Ich bevorzuge „gehobenen Lebensstil“. Denn Luxus wird oft mit völlig unnötigen, materiellen Dingen in Verbindung gebracht, die sich Menschen, die Geld im Überfluss haben, leisten. Daher ist Luxus mittlerweile oft negativ konnotiert und zum Reizwort geworden. Gäste, die uns besuchen, sollen eintauchen in dieses Gefühl des gehobenen Lebensstils und der Aufmerksamkeit. Dazu gehören nicht nur eine persönliche Ansprache, ein hervorragender Concierge-Service, sondern auch aufmerksame Details wie beispielsweise personalisierte Bettwäsche oder der abendliche Turn-Down-Service.

Dabei glaube ich, dass in der heutigen Zeit ein Wellnessbereich für Hotels im gehobenen Segment beinahe eine Grundvoraussetzung darstellt. Ich möchte unseren Gästen darüber hinaus noch einen Mehrwert bieten: Und zwar mit einem individualisierten Gesundheitspaket, hinter dem ein interdisziplinäres Ärzte-Team und Wissenschaftler stehen, die etwas bieten, was man mit Geld nicht kaufen kann – Gesundheit, Wohlbefinden und „food for thought“. Denn die Gespräche mit unseren Experten und Spezialisten sollen auch kognitiv beflügeln und den Horizont erweitern. Und das alles in einem Wohlfühlambiente, das weit von medizinischer Askese entfernt ist. Im Gegenteil, es verbindet Genuss mit Gesundheit. Außerdem ist dieses Hotel, wenn ich Sacher als Kategorie nenne, ein alpines Sacher. Ein Sacher ohne Barock, ohne Seide, aber mit viel Holz, Tradition und Kunst.

Zum Weltfrauentag, am 08. März 2025 fand bereits zum vierten Mal das Women‘s Symposium im Alpin Resort Sacher statt, eine Herzensangelegenheit von Ihnen, warum?

Ich bin keine Feministin, ich kämpfe nicht für die Rechte der Frauen. Denn das empfände ich als anmaßend. Ich selbst hatte das Glück, nie das Gefühl zu haben, schlechter behandelt zu werden als ein Mann. Natürlich müssen Frauen im beruflichen Kontext genau dasselbe leisten wie Männer. Wahrscheinlich auch mehr, da sie im Hintergrund oft noch ihre Familien organisieren. Aber meiner Erfahrung nach ist kein Unternehmer der Feind des Besseren. Das heißt, wenn eine Frau bessere Leistungen erbringt als ein Mann, habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass auch die Frau bei der Job-Auswahl genommen wird.

Was mich bei Frauen tief beeindruckt, gerade im professionellen Umfeld mit Unternehmerinnen, ist ihre Offenheit und der Zusammenhalt. Man unterstützt sich gegenseitig, tauscht sich aus und ist bereit, auch ehrlich über Misserfolge zu sprechen. Ich weiß nicht, ob diese Ehrlichkeit in der Form auch in Männer-Gemeinschaften zu finden ist. Frauen beschreiben ihren inneren Zustand und sind sehr selbstreflektiert. Sie reden über ihre eigenen Schwächen, Herausforderungen, Zweifel und Unsicherheiten. Dabei geht es nicht um gemeinsames Jammern, wie schwer das Schicksal der Frau ist, wie viel weniger Frauen verdienen oder um die Quote. Nein, es geht um konstruktiven Austausch und um gegenseitige Motivation.

Und aus dieser Gemeinschaft geht eine ungeheure Kraft und positive Energie hervor. Aus diesem Grund liebe ich Veranstaltungen, die auch hier im Haus den Frauen vorbehalten sind. Hier herrscht eine ausgelassene Atmosphäre weiblicher Solidarität. Ein Geist, der mich mitreißt in einer, einander zugewandten Atmosphäre. Es kommt zum Dialog, der meine Mitstreiterinnen und mich selbst bereichert. Und daher ist das einmal jährlich stattfindende Women’s Symposium für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden.

Mit dem Women‘s Symposium Anfang März 2025 starten Sie offiziell auch mit der Sacher Academy for Better Aging. Welches Konzept steckt hinter der Akademie und welche „Better Aging Angebote“ gibt es in Ihrem Haus?

Alpin Resort Sacher: Sauna
Alpin Resort Sacher: Sauna

Die Sacher Academy for Better Aging ist weit mehr als eine Erweiterung klassischer Wellness-Angebote – sie basiert auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und wird von renommierten Experten begleitet. Dabei würde ein Prof. DDr. Huber niemals seinen Namen für eine Sache hergeben, die nicht evidenzbasiert oder empirisch gestützt ist.

Das Konzept dahinter fußt auf individuell abgestimmten Analysen und Empfehlungen. Ein zentrales Element ist das persönliche Beratungsgespräch mit unserer Ärztin Frau Dr. Sepp, gefolgt von detaillierten medizinischen Untersuchungen, darunter Gen-Tests, Blutanalysen und Hormontests. Erst auf dieser Grundlage lassen sich maßgeschneiderte Maßnahmen ableiten – etwa die Anpassung des Lebensstils, die gezielte Supplementierung durch Nahrungsergänzungsmittel, personalisierte Infusionen oder die Intervall-Hypoxie-Hyperoxie Therapie (IHHT).

Einzigartig an unserem Konzept ist auch das interdisziplinäre Experten-Team, das sich hinter der Idee, und dessen Realisierung verbirgt. Neben unserer ärztlichen Leiterin Dr. Sepp steht unseren Gästen ein weitreichendes Netzwerk ausgewählter Konsultationsärzte und Therapeuten zur Seite. Ihre Fachgebiete reichen von der Augenheilkunde, Dermatologie, innerer Medizin, Radiologie, Traditioneller Chinesische Medizin, Physiotherapie und sogar Psychologie. Mit dem international anerkannten Personal Trainer Joachim Pötschger, der sogar Hollywood-Stars wie Jude Law trainierte, werden auch sportliche Aspekte wie kardiovaskuläres- oder Hypertrophietraining abgedeckt und mit modernen Coaching-Techniken kombiniert.

Als charismatische, erfolgreiche und aktive Persönlichkeit sind Sie für viele Frauen ein inspirierendes Vorbild. Sie leben den Begriff „Longevity“ par excellence. Was ist Ihr Geheimnis?

Ich habe einfach noch viel vor. Mein größter Wunsch ist es, die Projekte, die ich begonnen habe, auch zu Ende zu führen. Dafür ist es essenziell, körperlich und geistig möglichst lange aktiv zu bleiben.

Gleichzeitig glaube ich, dass es beim gesunden und glücklichen Älterwerden um weit mehr geht als um äußere Erscheinung. Gerade in unserer Gesellschaft sind Frauen oft einem Schönheitsideal unterworfen, dass sie jung, makellos und perfekt bis ins hohe Alter sein sollen. Doch dieser ständige Druck ist ein Irrsinn – und macht auf Dauer wahnsinnig. Wie lange kann man dieses Idealbild aufrechterhalten?

Und es sind vor allem Frauen, die sich diesem Diktat unterworfen fühlen – und nicht selten führt das zur Verzweiflung. Auch schon früher: Die Kaiserin Sisi beispielsweise zog sich, aufgrund ihres ausgeprägten Schönheitskults, mit zunehmendem Alter aus der Öffentlichkeit zurück. So wurden nach ihrem 30. Lebensjahr öffentliche Auftritte seltener, und sie verhüllte ihr Gesicht oft sogar mit Fächern oder Schleiern. Und auch Marlene Dietrich mied im Alter das Scheinwerferlicht und lebte isoliert in ihrer Pariser Wohnung. Beide Frauen verband die Angst vor dem Verfall der äußeren Schönheit und der Wunsch, nur in ihrer perfekten, ikonischen Erscheinung in Erinnerung zu bleiben.

Das sind traurige Beispiele für unglückliches Altern. Wer sich im Alter vor allem über Schönheit definiert, wird früher oder später an natürliche Grenzen stoßen. Für mich resultiert persönliche Erfüllung nicht aus einem Schönheitsanspruch, sondern aus einem tieferen Sinn. Da spielen die Familie und Freunde eine wichtige Rolle, aber auch der eigene Beitrag, den man für die Welt leistet. Was kann ich bewirken? Was kann ich bewegen? Welche Ziele sind lohnenswert? Selbstwirksamkeit ist für mich ein wesentlicher Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Wer Visionen hat und diese verwirklichen möchte, bleibt aktiv, bleibt lebendig.

Welche neuen Wellness-Trends sehen Sie in den nächsten Jahren auf die Hotelbranche zukommen?

Alpin Resort Sacher: Ruhezone
Alpin Resort Sacher: Ruhezone

Ich bin überzeugt, dass Wellness in Zukunft weit über das hinausgehen wird, was wir bisher darunter verstehen. Das bloße „Wellfeeling“ – wird nicht mehr ausreichen. Da steckt zu wenig Substanz dahinter. Kurzfristige Entspannung durch Sauna, Dampfbad und Co – all das allein wird Wellnesshotel-Gästen langfristig nicht mehr genügen.

Wellness wird in Zukunft als etwas Tiefgreifenderes verstanden werden. Es wird darum gehen, sich aktiv mit den Veränderungen auseinanderzusetzen, die das Alter mit sich bringt, und gezielt daran zu arbeiten, das Wohlbefinden langfristig zu erhalten.

Deshalb glaube ich, dass sich die Wellnessbranche weiterentwickeln muss – hin zu einem wissenschaftlich fundierten, personalisierten Ansatz. Künftige Konzepte werden verstärkt individuelle Gesundheitsanalysen, präventive medizinische Maßnahmen und maßgeschneiderte Programme beinhalten. Sei es z.B. durch gezielte Bewegung oder auch bewusste Ernährung.

Sie sind Diplom-Kauffrau und Mutter von zwei Kindern und managten erfolgreich das Hotel Sacher in Wien und Salzburg. Außerdem organisierten Sie viele Jahre den Wiener Opernball und leiteten die Spanische Hofreitschule. Beim Lesen Ihrer Biographie fällt auf, dass sich Arbeit und Disziplin wie ein roter Faden durch Ihre beeindruckende Karriere ziehen. Ist Arbeit, ganz im Sinne des britischen Philosophen und Ökonom John Stuart Mills Ihr Antreiber? Stimmen Sie Mills Gedanken zu, dass „das wahre Glück nicht darin besteht, nichts zu tun, sondern in einer Arbeit, die Freude macht.“ Was halten Sie von diesem Zitat?

Ich stimme Mills zu. Allerdings mit dem Einwand, dass nicht nur die Arbeit für mich ein Antreiber ist, sondern vielmehr der Weg zu einem vorher definierten Ziel – so ist Arbeit für sich alleine nicht unbedingt sinnstiftend. Sie erfüllt dann, wenn sie mit einer Vision verbunden ist. Ziele entstehen aus Visionen, und der Weg dorthin ist es, der wahre Erfüllung bringt und mich motiviert.

Natürlich gibt es auf diesen Wegen immer wieder Rückschläge. Ich habe das selbst als Reiterin erlebt: Wenn das Pferd mich nicht verstanden hat, musste ich zurückgehen, die Übung überdenken und neu ansetzen. Genau das ist der Prozess – nicht nur im Reitsport, sondern in jedem Bereich des Lebens. Durch diese Rückschläge und das Weitermachen legt man sich im Leben eine gewisse Resilienz zu. Arbeit ist nicht einfach nur das Mittel zum Zweck, sondern die Möglichkeit, durch stetigen Fortschritt ein Ziel zu erreichen.

Ich erinnere mich gut an meine Zeit als Dressurreiterin. Ich habe mir damals fest vorgenommen, eine M-Dressur zu gewinnen. Als ich es mit 17 Jahren tatsächlich geschafft hatte, dachte ich: „Bin ich jetzt glücklicher?“ Nein – und sofort entstand ein neues Ziel: die S-Klasse, die Staatsmeisterschaft. Das Streben nach einem Ziel treibt mich an, nicht der Moment, in dem ich es erreiche.

Ein weiteres Beispiel ist mein verstorbener zweiter Mann, der den Jakobsweg nach Santiago de Compostela ging. Vier Wochen lang arbeitete er auf dieses Ziel hin. Als er schließlich ankam, war er wider Erwarten nicht beseelt oder erfüllt, im Gegenteil. Der Weg, der ihn so lange motiviert hatte, war zurückgelegt. Es ist meines Erachtens also nicht das Erreichen eines Arbeitsziels, das Erfüllung bringt, sondern das kontinuierliche Weiterkommen, der Prozess des Wachsens.

Für mich bedeutet Arbeit genau das: Schritt für Schritt voranzukommen, Rückschläge zu akzeptieren und aus ihnen zu lernen – und sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.

In Interviews mit Ihnen fällt häufig folgender Satz: “Alles im Leben hat seine Zeit.“ Welche Bedeutung hat dieser Gedanke für Sie und inwieweit trifft dieser Spruch auf Ihr Leben zu?

Dieser Satz begleitet mich schon lange, und ich erinnere mich gerne an das Buch von Johannes Mario Simmel mit gleichnamigem Titel. Ich bin überzeugt: Wer diesen Gedanken nicht lebt, kann nicht glücklich sein. Im Leben gibt es für alles eine Zeit. Ein Sänger kann nur so lange singen, wie seine Stimme trägt. Ein Model ist meist eine gewisse Zeit gefragt, allzu oft nur so lange die Jugend strahlt. Und auch eine berufliche Karriere hat ihren natürlichen Verlauf – irgendwann kommt der Moment, in dem ein Abschnitt endet, sei es durch den Ruhestand oder einen beruflichen Wechsel.

Das Entscheidende ist, diese Veränderungen anzunehmen und nach vorne zu blicken. Man sollte nicht dem nachtrauern, was einmal war, sondern sich fragen: Was mache ich jetzt und von den Erfahrungen profitieren, die einem das Leben geschenkt hat. Jede Phase im Leben bringt neue Möglichkeiten. Es geht darum, realistisch zu sein, das Vergangene wertzuschätzen und zugleich offen für Neues zu bleiben. Ich kann mich heute nicht mit der Jugendlichkeit einer 20-Jährigen messen – und das möchte ich auch nicht. Denn ich war selbst einmal 20, und damals hatte ich diese Zeit. Jetzt bin ich in einer anderen Lebensphase, und sie hat ihre eigene Schönheit. Das Leben verändert sich, und das Wichtigste ist, mit der eigenen Zeit zu gehen.

Wir alle sind auf der Suche nach einem glücklichen und erfüllten Leben. Was bedeutet für Sie persönlich Glück und Erfüllung?

Ich denke oft an die Großmutter meines verstorbenen Mannes. Ich saß an ihrem Sterbebett, als sie meine Hand nahm und sagte: Weißt du, geheißen hat das Leben nichts.“ Dieser Satz hat mich tief erschüttert. Von außen betrachtet hatte sie alles: Sie war die Frau eines erfolgreichen Rechtsanwalts, war in der Wiener Gesellschaft etabliert, hatte ein schönes Leben, materiellen Wohlstand, gesellschaftliche Anerkennung. Und doch blieb in ihrem Inneren offenbar eine Leere. Das Leben hatte für sie keine tiefere Bedeutung.

Dieses traurige Bekenntnis hat mir gezeigt, dass wahre Erfüllung nicht von äußeren Dingen abhängt. Es geht darum, aktiv zu sein, Herausforderungen anzunehmen, mit Leidenschaft zu leben und Spuren zu hinterlassen. Glück ist nicht das Ergebnis von Besitz oder gesellschaftlicher Stellung – sondern auch das Gefühl, etwas im Leben bewirkt zu haben.

Das Leben ist aufregend – mit all seinen Höhen und Tiefen. Ich habe Erfolge erlebt und auch Misserfolge. Doch ich habe immer mein Bestes gegeben, Dinge bewegt, Neues geschaffen. All diese Erfahrungen waren für mich bereichernd, sinnstiftend und haben das Leben lebenswert gemacht.

Dabei ist Glück immer nur eine Momentaufnahme. Wir alle wissen, Glück ist volatil. Man kann einen Moment glücklich sein. Das währende Gefühl, das es für mich anzustreben gilt, ist vielmehr die Zufriedenheit. Ich bin glücklich, wenn ich sehe, dass mein Enkel mit einer hervorragenden Haltung einen der Wiener Bälle eröffnet. Das hat mich mit ungeheurem Stolz erfüllt. Das war ein beseelender Augenblick. Aber dieser dauerhafte Glücksanspruch, den so viele hegen, ist in gewisser Weise vermessen. Genau wie die Sehnsucht, durch einen anderen Menschen das eigene Glück zu finden. An diesem Anspruch scheitern oft Ehen. Man überfordert den Partner, wenn man in ihm das Glück sucht.

Gerade im gemeinsamen Alltag in einer langjährigen Partnerschaft, finde ich neben den flüchtigen Glücksmomenten vor allem Zufriedenheit erstrebenswert. Mit meinem zweiten Mann, der vor zehn Jahren verstorben ist, ist etwas ganz Besonderes gewachsen, wir hatten eine lange Beziehung und durften auf eine gemeinsame Geschichte zurückblicken. Das schätze ich sehr. Aber ich habe auch gelernt, Zufriedenheit aus mir selbst und dem, was ich tue, zu schöpfen – und das ist, wie ich finde, sehr viel wert.

Liebe Frau Gürtler, wir danken Ihnen für dieses inspirierende Gespräch.

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