Acht Grundregeln für ein gelungenes Massage-Zeremoniell
Kolumne von Andrea Labonte
1. Gesundheits- und Erwartungs-Check
Damit der Bandscheiben-Patient nach einer Rückenmassage nicht versehentlich zum Rollstuhlfahrer mutiert oder die Allergikerin nach der Kräuterstempel-Massage in Schnappatmung verfällt, reichen professionelle Spas zu Beginn jeder Anwendung einen Fragebogen. Dieser geht auf die individuelle Anamnese und Erwartungshaltung des Gastes ein. Wurde der Spa-Besucher schon einmal operiert? Liegt eine Schwangerschaft vor? Bestehen Allergien und wenn ja, welche? Die ehrliche Beantwortung hilft, optimal auf die individuellen Präferenzen des Gastes einzugehen. Vor dem Treatment werden in guten Spas Getränke und, je nach Witterung, warme oder kalte Erfrischungstücher gereicht.
2. Begrüßung: Der erste Eindruck zählt
"Ei Gude wie?" mag unter 14jährigen Rappern die gängige Begrüßungsfloskel sein, als Willkommens-Phrase hat sie in einem Spa nichts verloren. Jede Massage ist etwas sehr intimes. Daher spielt Sympathie eine wesentliche Rolle. Im Rahmen einer professionellen Begrüßung wird der Gast per Händedruck gegebenenfalls mit Titel und Namen vom Therapeuten willkommen geheißen. Selbstverständlich stellt sich der Masseur ebenfalls kurz vor und fragt den Gast nach seinem Befinden.
3. Locus Amoenus: Ein Fest für alle Sinne
Ein dunkler, vor sich hin muffelnder Keller ist, auch wenn viele Spa-Besucher während ihrer Anwendung einschlafen, nicht der ideale Ort für eine Massage. Denn schon beim Betreten des Treatment-Raumes sollte man sich wohlfühlen. Die perfekte Massage verlangt nach der perfekten Umgebung. Eine einzigartige Naturkulisse wie beispielsweise ein Olivenhain, ein Wind geschützter Pavillon am Meer oder ein blühender Garten sind besonders eindrucksvoll. Doch auch in geschlossenen Räumen lässt sich ein vollkommenes Ambiente schaffen: Ein wohltuender Duft, eine schöne Aussicht, Kerzenschein, eine angenehme Temperatur und eine harmonische Melodie steigern die Vorfreude auf das bevorstehende Spa-Ereignis erheblich. Es gilt, vor und während einer Massage synästhetische Augenblicke zu schaffen, die unvergessen bleiben.
4. Wird die Intimsphäre des Gastes gewahrt?
"Treiben Sie denn keinen Sport? Ich kenne eine gute Diät, die gerade die Fettpölsterchen am Po verschwinden lässt". Weniger die Fettreserven als man selbst, sollte sich nach Vernehmen eines solchen Spruches auf der Massageliege schleunigst verabschieden. Denn ein guter Therapeut wahrt die Intimsphäre seines Gastes. Dazu gehört auch das Offerieren eines Einmal-Slips, den man sich bestenfalls in einer separaten Umkleide anziehen kann. Auch während der Massage ist Diskretion für den Therapeuten ein Must. Körperteile, die nicht massiert werden, sind mit Handtüchern zu bedecken.
5. Das A und O: Gutes Equipment
Zähne klappernd auf der Massageliege ausharren bis das Treatment endlich beendet ist — ein Alptraum. Eine Massageliege sollte, gerade in der kalten Jahreszeit, beheizbar sein. Man glaubt es kaum, auch der Ausblick von Massageliegen kann betören. Gerade wenn man auf eine schöne Blume, Muscheln oder andere landestypische Augen-Schmankerl schaut. Selbstverständlich spielt auch die Qualität des verwendeten Massageöls eine maßgebliche Rolle.
6. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Dass der Masseur mittags Tsatsiki genoss und letztes Jahr eine Fernreise unternahm, ist während eines Treatments nicht von Interesse. Eine Massage dient in erster Linie der Entspannung. Deshalb sollte sich der Masseur eines guten Atems erfreuen und sich, wenn nicht anders gewünscht, in Schweigen hüllen.
7. Massage — eine Jahrhunderte alte Kunst
Doch der schönste Massageraum hilft nichts, wenn man während des Treatments durch heiße Steine verbrannt, von zu langen Fingernägeln gekratzt oder einfach nur wirkungslos gestreichelt wird. Denn ob eine Anwendung gelingt, hängt maßgeblich vom Können des Therapeuten ab. Versteht er sein Handwerk, dann weiß er die verschiedenen Massagetechniken wie Effleurage (Streichung), Petrissage (Knetung), Friktion (Reibung), Tapotement (Klopfen) und Vibration (Zittern) virtuos und in Kombination einzusetzen.
Ein buntes Spa-Menü beinhaltet oft die klassische Massage, Thai Massage, Hot Stone Massage, Fußreflexzonenmassage, Aromaöl-Massage, Shiatsu Massage und Lomi Lomi Nui. Auch ayurvedische Massagen wie Abhyanga stehen hoch im Kurs. Allerdings muss nicht jedes Alpenhotel zwangsläufig fernöstliche Massagetechniken anbieten. Manchmal ist Authentizität und die professionelle Realisierung einiger weniger Massage-Arten sogar überzeugender. Während der Massage, sollte sich der Therapeut regelmäßig nach dem Wohlergehen seines Gastes erkundigen.
8. Kompetente Nachbehandlung
"Hier ist ihr Bademantel und tschüss" ist sicherlich nicht die richtige Verabschiedungs-Variante nach einer Massage. Ein formvollendetes Treatment beginnt mit einem kurzen Begrüßungsritual und endet mit einer korrespondierenden Abschiedszeremonie. Dies kann beispielsweise das Zerstäuben eines Duftes oder das Anschlagen einer Klangschale sein. Solche Rituale setzen eine unsichtbare Klammer um das Treatment und der Gast weiß, dass seine Massage nun beginnt oder entsprechend endet. Maximale Erholung findet man anschließend mit einem wärmenden Kissen im Nacken bei einer Tasse Tee im Ruhebereich in den der geschulte Therapeut seinen Gast zum krönenden Abschluss geleitet.